Der Filmverband Südwest vertritt die Interessen der Filmschaffenden, Filmproduzenten und Filmdienstleister im Südwesten der Bundesrepublik. Uns geht es um die Wahrnehmung der Arbeit unserer Mitglieder als wichtiger Faktor der Kreativwirtschaft. Ganz konkret wollen wir aber auch die Rahmenbedingungen der Arbeit unserer Mitglieder verbessern und damit die Weichen für eine positive Entwicklung des Filmstandorts und der beruflichen Zukunft der Filmschaffenden im Südwesten stellen.
Seit seiner Gründung im Jahr 2016 trägt die Arbeit des Filmverbandes Südwest e.V. Früchte und beeinflusst den Filmstandort im Südwesten. Im Folgenden wollen wir euch unsere Positionen näherbringen und zunächst darauf eingehen, was wir bisher erreichen konnten.
Was bisher geschah:
Anfang des Jahres 2020 fand der letzte Runde Tisch zur Erarbeitung der neuen Filmkonzeption des Landes Baden-Württemberg statt, die 2016 auf Initiative des FVSW in den Koalitionsvertrag der Landesregierung Baden-Württemberg aufgenommen wurde. Der FVSW begleitete alle runden Tische, die zwischen Mai 2019 und Januar 2020 stattgefunden haben und hat sich darin für die Belange seiner Mitglieder eingesetzt. Die neue Filmkonzeption wird den Standort für die nächsten Jahre nachhaltig prägen, daher sind wir sehr froh, dass wir den Prozess mit unserer Expertise begleiten konnten.
Diese floss auch in die Beratung der IHK Reutlingen beim Entwurf zertifizierter Lehrgänge für die Medienberufe Produktionsleiter, Aufnahmeleiter und Filmgeschäftsführer ein. Hier gestalten wir den zukünftigen Lehrplan und dessen Inhalte mit. Die ersten Lehrgänge sollen im Herbst 2020 starten.
Auf unsere Initiative hin finden sich in den Regularien der Filmförderung MFG inzwischen Weiterentwicklungen der Förderkriterien. Nachdem 2018 das Thema „soziale Nachhaltigkeit“ in diese Kriterien aufgenommen wurde, um zu verhindern, dass bei Spielfilmproduktionen regelmäßig Tarifgagen unterschritten werden, widmete sich die Ergänzung 2019 dem Thema „Briefkastenfirmen“. Demnach kommt der Förderanspruch unter anderem nur durch zwingende Beschäftigung real ansässiger Dienstleister zustande und soll somit vermeiden, dass unbesetzte Briefkastenfirmen Zugang zu Fördertöpfen bekommen.
Auch überregional konnten wir uns für die Belange der Filmschaffenden einsetzen, indem wir eine Stellungnahme zur Überarbeitung des FFG (Filmfördergestzes) abgegeben haben und von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien Monika Grütters die Einladung erhielten, zukünftig bei der Evaluierung des Filmfördergesetzes beteiligt zu sein.
Zuletzt hat sich der Filmverband Südwest e.V. stark während des Ausbruchs der Corona-Krise für seine Mitglieder eingesetzt und wird dies auch weiterhin tun. Als Mitte März COVID-19 zur Pandemie deklariert wurde, kamen viele Drehs zum Stillstand oder mussten verschoben werden. Hierauf musste schnell reagiert werden und der FVSW wurde zu einem wichtigen Ansprechpartner sowohl für die Mitglieder, die sich mit Fragen an ihn wandten, als auch für die Politik, gegenüber der sie die Mitglieder vertreten hat.
Ein wichtiger Punkt unserer Arbeit ist die Vernetzung der Filmbranche im Südwesten. Eine feste Größe in unserem Jahresgeschäft ist daher die Organisation und Betreuung von zahlreichen Filmstammtischen. Mit tatkräftiger Unterstützung regionaler Filmcommissions wurden bis dato in Stuttgart, Baden-Baden, Freiburg, Karlsruhe, Konstanz, Mannheim, Offenburg und Tübingen regelmäßig erfolgreiche Treffen von Medienschaffenden ausgerichtet. Diese Treffen sollen in Zukunft noch ausgeweitet werden. Im Juni 2020 fand zudem der erste digitale Filmstammtisch statt um die Vernetzung auch überregional voran zu bringen.
Seit 2017 veranstalten wir zusammen mit dem Filmbüro Baden-Württemberg, den Filmcomissions der Region und Vertretern verschiedener Berufsverbände wie BVK, BFS, BFFS, und AG Dok das Branchenforum „setUP Media“. Diese dreitägige Veranstaltung richtet sich mit spannenden Werkstattgesprächen, Vorträgen zu Berufsbildern im Medienbetrieb und kreativem Erfahrungsaustausch an Fachpublikum, Mediennachwuchs und Menschen, die sich für den Medienstandort im Südwesten interessieren.
Zudem haben wir 2019 anlässlich des großen Rheinischen Koproduktionstreffens FORUM ALENTOURS ein spannendes Gesprächs-Panel zum Thema „Fachkräftemangel“ organisiert und waren dort auch mitverantwortlich für den „Greenshooting“-Showroom, in dem Maßnahmen ökologisch nachhaltiger Filmproduktion präsentiert wurden.
Unsere Positionen und Ziele im Einzelnen:
Beratung von und Mitarbeit in Gremien, Förderinstitutionen und Politik. Viele Entscheidungen über Förderungen, Inhalte und Besetzungen von Gremien, die die Belange des Films im Südwesten betreffen, werden bislang gefällt, ohne die Stimme der von diesen Entscheidungen betroffenen Filmschaffenden zu hören. Sei es der SWR mit seinem Rundfunkrat, die MFG Filmförderung, die IHK, staatliche und freie Ausbildungsträger oder die politischen Parteien – Der Filmverband Südwest sieht sich als Ansprechpartner für diese Institutionen und Gremien, spricht für und mit den Filmschaffenden, die er vertritt, und kann ein authentisches, ausgewogenes Meinungsbild seiner Mitglieder liefern. Wir bringen uns in die Debatten ein, sprechen Empfehlungen aus und liefern aus erster Hand Einblicke in die Arbeitswelt und Arbeitssituation der Filmschaffenden, um den Filmstandort und seine Protagonisten zu stärken. Durch unsere kontinuierliche Arbeit hat sich der Filmverband zu einem der ersten Ansprechpartner für Filmförderungen, Sender und Politik entwickelt.
Der Filmverband versteht sich als Teil einer offenen, liberalen und pluralistischen Gesellschaft. Wir befürworten ausdrücklich einen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk im Zusammenspiel mit den privaten Anbietern auf dem Markt. Rassismus, Homophobie und Frauenfeindlichkeit haben in unserer Branche keinen Platz. Neben der sozialen ist uns die ökologische Nachhaltigkeit bei Dreharbeiten ein wichtiges Anliegen, das wir bei unseren Produktionen nach Kräften unterstützen.
Der Südwesten ist ein aufstrebender Filmstandort, die Anzahl der Produktionen und Drehtage nahm in den letzten Jahren stetig zu. Das führt jedoch auch dazu, dass es immer öfter an qualifiziertem Fachpersonal fehlt. Positionen wie Produktionsleitung, Aufnahmeleitung, Produktionsassistenz, Regieassistenz und einige andere sind schwer zu besetzen. Das liegt mitunter daran, dass die Filmausbildung im Südwesten sich häufig auf „Hauptabteilungsleiter“ – also Studienberufe wie Regisseur, Drehbuchautor, Produzent beschränkt, was viele „Häuptlinge“ und wenig „Indianer“ hervorbringt. Auch an weiteren, spezialisierten Dienstleisterberufen, wie z.B. Filmgeschäftsführung, filmspezifischer Steuerberater etc. mangelt es. Um diesem Fachkräftemangel entgegen zu wirken, haben wir in Zusammenarbeit mit der IHK Reutlingen Zertifikatslehrgänge für Produktionsleiter, Aufnahmeleiter und Filmgeschäftsführer entwickelt, die ab Herbst 2020 starten werden.
Der Filmverband strebt eine Überprüfung und Stärkung der Lehrberufe an. Absolventen der Hochschulen haben sich mit eigenen Betrieben angesiedelt, doch häufig liefern die Hochschulen und Ausbildungsgänge kein geeignetes Personal für diese Betriebe, bzw. die Absolventen wandern in andere Filmstandorte in Deutschland ab. Der Filmverband möchte Hochschulen, Ausbildungsbetriebe, Produktionsfirmen, Politik und IHK zusammenbringen um die Wahrnehmung für dieses Problem zu schärfen, Lösungen zu finden und die Qualifizierung junger Leute in spannenden Filmberufen zu ermöglichen, um den Standort weiter zu stärken.
Ein wichtiges Anliegen ist dem Verband auch die Weiterbildung der Filmschaffenden im Südwesten. Gerade der Bereich audiovisuelle Medien ist stark von technischen Neuentwicklungen geprägt. Gemeinsam mit den technischen Dienstleistern und Postproduktionsfirmen unter unseren Mitgliedern fördern wir die Weiterbildung und initiieren Schulungen an neuen technischen Entwicklungen, die auf den Markt kommen. Der Verband veranstaltet seit 2017 im Rahmen der Filmschau Baden-Württemberg mit der „setUP Media“ ein Branchenforum, welches Filmschaffenden die Möglichkeit gibt, sich in Fachvorträgen und Case Studies weiterzubilden.
Der Filmverband tritt für faire Markt- & Wettbewerbsbedingungen ein. Kritisch beobachtet der Filmverband Südwest das stetig wachsende Konstrukt des Beteiligungsnetzwerks der öffentlich-rechtlichen Sender mit derzeit über 180 miteinander vernetzten Tochterfirmen, die häufig in Konkurrenz zu bestehenden unabhängigen Filmdienstleistern treten. Dieses strukturelle Problem führt zu Wettbewerbsverzerrungen in zahlreichen Bereichen wie Technikverleih, Studiobetrieb oder Postproduktion. Preisverfall und Verdrängung sind die Folge, letztlich schrumpft die Anzahl unabhängiger Filmdienstleister und Arbeitsplätze gehen verloren. Der Filmverband Südwest setzt sich für mehr Transparenz beim öffentlich-rechtlichen Beteiligungsnetzwerk ein und unterstützt die Forderung der Allianz unabhängiger Filmdienstleister nach Entflechtung und Korrektur der Wettbewerbsverzerrung.
Vergabe- und Förderentscheidungen. In der Filmkonzeption 2008 für Baden-Württemberg wurde empfohlen, die Vergabepolitik des SWR bei Auftragsproduktionen zu überdenken. Vermehrt sollten Auftragsproduktionen in die freie Wirtschaft und nicht an Tochterunternehmen des Senders gegeben werden, um die freie Filmwirtschaft im Lande zu stärken. Diese Empfehlung ist nach dem Dafürhalten des Filmverbandes nicht ausreichend umgesetzt worden. Der Filmverband setzt sich dafür ein, dass Filmproduzenten im Südwesten in Zukunft stärker bei der Vergabe bedacht werden, um Planungssicherheit und nachhaltiges Wirtschaftswachstum in der Region und durch die Region zu fördern.
„…die Entwicklung und Stärkung der Filmwirtschaft in Baden-Württemberg“ wird in der Vergabeordnung der MFG Filmförderung als eines der wichtigsten Ziele angegeben. Der Filmverband Südwest begrüßt und unterstützt dieses Ziel vollumfänglich. Der Verband setzt sich auch hier dafür ein, bei der Vergabe der Produktionsförderung ein größeres Augenmerk auf tatsächlich im Südwesten ansässige Filmproduzenten, Filmdienstleister und Filmschaffende zu richten, damit die Filmförderung den Zielen der Vergabeordnung gerecht wird und zur nachhaltigen Wertschöpfung in der Filmwirtschaft beiträgt. Durch unsere Arbeit konnten wir eine Veränderung der Vergabebedingungen hinsichtlich der nicht mehr möglichen Nutzung von Briefkastenfirmen, erwirken.
Zudem empfehlen wir, wie in anderen Bundesländern und anderen Fördergremien üblich, die Tätigkeit der Jurymitglieder im Vergabegremium der MFG Filmförderung zeitlich zu begrenzen, damit keine Abhängigkeiten entstehen und thematische Vielfalt gesichert ist.
Darüber hinaus unterstützt der Filmverband Südwest die Forderung des Film- und Medienforums Rheinland-Pfalz, eine Filmförderung in Rheinland-Pfalz zu schaffen – dem einzigen Flächenbundesland ohne institutionalisierte Filmförderung.
Nicht zuletzt arbeitet der Verband an einer stärkeren Vernetzung seiner Mitglieder und der Filmwirtschaft im Südwesten insgesamt. Noch zu häufig werden Dienstleistungen, Profis und Equipment von außerhalb hinzugezogen, wo gleiche oder bessere Angebote im Südwesten verfügbar wären. Wo diese Angebote tatsächlich nicht verfügbar sind, wollen wir sie gemeinsam mit unseren Mitgliedern entwickeln. Der Verband setzt sich für eine fruchtbare Kommunikation, Information und Austausch der Branche im Südwesten ein. Er vertritt auf Messen, Festivals und Branchentreffen seine Mitglieder, um deren Interessen durch zu setzen.