Filmförderung: Warum Baden-Württemberg im Bund abgehängt ist – und was sich ändern muss
In der deutschen Filmförderung klafft eine große Lücke: Während Milliarden in Filmproduktionen nach Bayern, Berlin oder Brandenburg fließen, bleibt Baden-Württemberg deutlich zurück. Das zeigen aktuelle Auswertungen der Bundesförderungen, die zwischen 2007 und 2024 verteilt wurden – ergänzt um neueste Zahlen aus den Jahren 2023 und 2024.
Trotz renommierter Ausbildungsstätten wie der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg, einer erfolgreichen Animations- und Postproduktionsszene und einer aktiven MFG Filmförderung, erhält das Land aus den großen Bundesfördertöpfen nur rund 1 bis 3 Prozent der Mittel.
Ein ungleiches Fördergefüge
Seit 2007 wurden bundesweit über 1,8 Milliarden Euro an Filmfördergeldern verteilt. Davon gingen allein rund 30 bis 44 Prozent nach Bayern, 25 bis 33 Prozent nach Berlin und 13 bis 21 Prozent nach Brandenburg. Baden-Württemberg kommt auf einen Anteil von etwa 1 Prozent – weniger als kleinere Länder wie Hamburg oder Sachsen.
Auch im jüngsten Vergleich bleibt das Bild ähnlich: Im Jahr 2023 flossen 2,89 Prozent der Bundesmittel an Unternehmen mit Sitz in Baden-Württemberg, 2024 sank der Anteil auf 1,79 Prozent.
Bayern, Berlin und Nordrhein-Westfalen vereinen gemeinsam über 70 Prozent der gesamten Bundesförderung auf sich. Besonders dominant ist München mit seinen Studios, Dienstleistern und den dort ansässigen Produktionsfirmen.
Warum Baden-Württemberg so wenig abbekommt
Die Ursachen für dieses Ungleichgewicht liegen nicht in fehlender Qualität, sondern in der Systematik der Förderprogramme selbst. Bundesförderungen – etwa die DFFF-, BKM- oder FFA-Mittel – werden dort vergeben, wo die tatsächlichen Ausgaben anfallen. Wer große Studios, Postproduktionshäuser oder Serienproduktionen im Land hat, bekommt mehr Geld.
In Berlin-Brandenburg und München ist diese Infrastruktur seit Jahren gewachsen: Hier entstehen internationale Serien, Kinofilme und Streaming-Produktionen. Baden-Württemberg hingegen fällt hier weit zurück, da konkrete und langfristige Strukturen fehlen. Einige Projekte werden zwar hier entwickelt, aber entweder mit Teams aus anderen Bundesländern oder gleich ganz woanders gedreht – und genau dort werden dann auch die Fördergelder wirksam. Daran ändert auch das neue Filmförderungsgesetz (FFG), das seit Januar 2025 gilt und Filmproduktionen in Deutschland insgesamt wettbewerbsfähiger machen soll, wenig. Auch diese Programme honorieren weiterhin, wo Geld tatsächlich ausgegeben wird – und das ist derzeit selten im Südwesten.
Was Baden-Württemberg tun kann
Trotz der ernüchternden Zahlen gibt es klare Handlungsmöglichkeiten:
- Verdreiffachung des MFG-Filmfördervolumens Zusätzliche Förderung zum Bund zieht Produktionen ins Land. Nut wenn eine stabile und vergleichbare Förderstruktur geschaffen wird, kann vergleichbar produziert werden.
- Bessere Regionale Verankerung der Filmakademie Tolle Talente bringen nichts, wenn sie nach Abschluss der Ausbildung das Land verlassen. Es benötigt ein besseres Netzwerk im Land und eine gute Infrastruktur mit tollen Jobaussichten innerhalb BadenWürttembergs.
- Investitionen in Infrastruktur Filmwirtschaft ist Wirtschaft die Geld erwirtschaftet. Die Branche kann nicht nur durch Projektbasierte Kulturförderung aufgebaut werden. Es braucht konkrete Wirtschatfsförderung die neben den Produktionen Strukturen fördert, sodass mehr Produktionsstudios, moderne Technik und verlässliche Servicestellen entstehen können. Nur so wird Baden-Württemberg für größere Produktionen attraktiv.
- Stärkung der SWR-Auftragsvergabe Neben einer festen Quote benötigt es auch mehr Mut seitens des SWR mehr Produktionen mit regionalen Produktionen zu realisieren. Das würde dauerhaft Planungssicherheit schaffen und lokale Unternehmen im Wettbewerb um nationale Förderungen stärken.
- Ministeriumsübergreifende Filmstrategie mit klaren Zuständigkeiten Film als Medium ist schon lange Spielball der Zuständigkeiten. Ist das Kunst oder kann das weg zum Wirtschaftsministerium? Klare Ansprechpartner schaffen klare Kommunikation, die klare Verhältnisse schafft. Ohne konkrete gemeinsame Ziele werden keine Strukturen entstehen können.
Fazit
Baden-Württemberg verfügt über alles, was einen erfolgreichen Filmstandort ausmacht: kreative Köpfe, ausgezeichnete Ausbildung und technische Expertise. Was fehlt, ist der Wille zur Investition in Strukturen. Strukturen die langfristig gefördert und aufgebaut werden müssen.
Solange Bundesmittel dort gebunden werden, wo das meiste Geld ausgegeben wird, braucht es im Südwesten mehr Produktionsvolumen, Infrastruktur und politische Sichtbarkeit. Die neue FFG-Ära und die Reform der Bundesanreize bieten dafür eine Chance – wenn Land, Branche und Sender nun endlich gemeinsam handeln.






















